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Naturheilkunde
Lesezeit: 8 Minuten

Stabile Knochen in der Schwangerschaft

Eine Schwangerschaft bringt einige Veränderungen im Körper einer Frau mit sich. Vielen ist nicht bewusst, dass sich dabei auch die Knochenmasse verringern kann. Einerseits werden die Knochen während der Schwangerschaft stärker belastet, da das zusätzliche Gewicht des Fötus getragen werden muss; andererseits benötigt das Ungeborene Calcium, und schließlich produziert der Körper der Schwangeren Hormone, die den Knochenabbau beschleunigen können. In diesem Artikel gehe ich den Fragen nach, wie sich das auf die Knochendichte auswirkt und was Schwangere tun können, um ihre Knochengesundheit zu erhalten.

Genug Calcium für Fötus und Neugeborenes

Jede Schwangerschaft ist eine Zeit der körperlichen Veränderungen, die den mütterlichen Organismus vor vielerlei Herausforderungen stellt. Denn während Schwangerschaft und Stillzeit passt sich der Körper der Frau an die Bedürfnisse des Fötus an. Das führt auch zu einem erheblichen Mehrbedarf an zahlreichen Vitaminen und Mineralstoffen. Schließlich ist der Stoffwechsel der Mutter jetzt v.a. darauf ausgerichtet, das optimale Wachstum des Fötus zu sichern und zu unterstützen. Das betrifft auch den Calcium-Stoffwechsel.

Zum Zeitpunkt der Geburt verfügt der Fötus über etwa 30 g Calcium. Um dies zu erreichen, werden in den letzten sechs Schwangerschaftswochen pro Tag 300-350 mg Calcium an ihn abgegeben. Auch nach der Geburt gehen beim Stillen im ersten Halbjahr täglich etwa 200 mg Calcium mit der Milch auf das Neugeborene über. [1] Sowohl der mütterliche Bedarf an Calcium als auch der des Kindes sollte daher gedeckt werden.

Schwangerschaft als Risiko

Durch eine Vielzahl hormoneller Umstellungen erhöht sich der Knochenumbau während der Schwangerschaft. Dadurch kann es zu einem Verlust an Knochenmasse kommen. Bei ausreichender Nährstoffzufuhr kann dies normalerweise wieder ausgeglichen werden. Zudem wird während der Schwangerschaft die Absorptionsrate von Calcium aus der Nahrung erhöht. Das trägt dazu bei, den erhöhten Bedarf in dieser Zeit zu decken. Reicht die Zufuhr nicht aus, um das Kind und die Mutter zu versorgen, beginnt der Körper, das Calcium aus den Knochen der Mutter herauszulösen. Dementsprechend zeigen viele Studien, dass sich die Knochendichte von Frauen während der Schwangerschaft und in den ersten Monaten nach der Geburt verringert. Dadurch kann sich auch das Risiko für Brüche und Osteoporose erhöhen.

Langfristige Auswirkungen

Die langfristigen Effekte der besonderen Stoffwechsellage des Knochens während Schwangerschaft und Stillzeit sowie der Einfluss der Calcium-Aufnahme waren bisher noch nicht ausreichend erforscht. Wie steht es um die Knochendichte der Mutter in den Jahren nach der Schwangerschaft, v.a. wenn sie während dieser Zeit nicht ausreichend mit Calcium versorgt war? Dies untersuchte nun erstmals eine Forschergruppe aus dem irischen Dublin. Sie wollte wissen, welcher Zusammenhang zwischen dem Knochenabbau und der Calciumzufuhr in der Schwangerschaft sowie der mütterlichen Knochenmineralstoffdichte fünf Jahre nach der Geburt besteht. [2]

Ihre Studie aus dem Jahr 2021 umfasst Daten von insgesamt 107 schwangeren Frauen. Deren Calciumzufuhr über die Nahrung ermittelten die Forschenden anhand eines 3-TageErnährungsprotokolls in der 13., 28. und 34. Schwangerschaftswoche, was dem 1., 2. und 3. Trimester der Schwangerschaft entspricht. Zugleich bestimmten sie den Vitamin-D-Status und erhoben Knochenabbau-Marker im Urin. Fünf Jahre nach der Geburt wurden noch einmal die Calcium- und die Vitamin-D-Zufuhr über die Nahrung mit einem Ernährungshäufigkeits-Fragebogen erfasst und mithilfe einer Röntgenanalyse die Knochenmineralstoffdichte der Mütter gemessen. Darüber hinaus wurden weitere Faktoren erhoben, die ebenfalls die Knochendichte beeinflussen können, wie z.B. Gewicht, BMI, körperliche Aktivität und Stilldauer des Kindes.

Calciumzufuhr auch später wichtig

Die Auswertung der Daten zeigte, dass viele Schwangere sowohl während als auch nach der Schwangerschaft zu wenig Calcium über die Nahrung aufnahmen. Im 1. Trimester wiesen 24% der Frauen eine Calciumzufuhr unter 800 mg pro Tag auf, im 2. Trimester waren es ebenfalls 24%, im 3. Trimester sogar 26%. Fünf Jahre nach der Geburt betrug der Anteil immer noch 18%. Die Studie konnte zeigen, dass der Marker für den Knochenabbau im Verlauf der Schwangerschaft bei den Probandinnen anstieg. Es wurde also immer mehr Calcium aus den Knochen abgebaut, um es dem Fötus zur Verfügung zu stellen. Zudem ging ein erhöhter Knochenabbau während der Schwangerschaft mit einer geringeren Knochendichte fünf Jahre nach der Geburt einher.

Lag die Calciumzufuhr im 3. Trimester der Schwangerschaft unter 800 mg pro Tag, so war dies signifikant mit einer geringeren Knochendichte fünf Jahre nach der Geburt verbunden. Zudem bestand ein signifikanter Zusammenhang zwischen einem niedrigen Vitamin-D-Status und einer erniedrigten Knochendichte der Mutter fünf Jahre nach der Geburt. Dagegen beeinflussten weder die körperliche Aktivität während und nach der Schwangerschaft noch die Stilldauer die Knochendichte fünf Jahre nach der Geburt.

Optimale Versorgung

Daraus lässt sich schließen, dass eine adäquate Calciumversorgung während und nach der Schwangerschaft wichtig ist, um die Knochen der Mutter dauerhaft gesund zu erhalten. Dementsprechend spielen optimale Zufuhr und damit einhergehende langfristige Knochengesundheit eine entscheidende Rolle zur Prävention von Osteoporose im Alter. Schwangeren wird daher dringend geraten, ausreichend Calcium aufzunehmen, um ihre lebenslange Knochengesundheit sicherzustellen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) empfiehlt für Schwangere und Stillende, ebenso wie für andere Erwachsene, eine Zufuhr von mindestens 1000 mg Calcium pro Tag. Schwangere und Stillende, die jünger als 19 Jahre sind, sollten sogar 1200 mg täglich aufnehmen.

Gut verfügbare Calciumquellen

Zu den calciumreichen Lebensmitteln zählen z.B. Milch und Milchprodukte, viele grüne Gemüsesorten (z.B. Brokkoli oder Grünkohl) sowie Nüsse und Saaten (z.B. Mandeln, Chia oder Sesam). Einen großen und unkomplizierten Beitrag können auch calciumreiche Heilwässer ab etwa 250 mg Calcium pro Liter leisten. Sie ergänzen die natürliche Versorgung kalorienfrei und sind für den Körper gut verfügbar. Im Übrigen sind solche Wässer auch für Menschen wertvoll, die vegan leben, Milch und Milchprodukte nicht mögen oder vertragen.

Gleichzeitig sollte auf eine angemessene Vitamin-D-Zufuhr geachtet werden.

Tipps für Schwangere

Wenn Sie in Ihrer Praxis schwangere Frauen oder frischgebackene Mütter beraten, so empfiehlt sich eine gezielte Aufklärung hinsichtlich der oben beschriebenen Zusammenhänge. Um die Knochendichte während der Schwangerschaft zu erhalten, gibt es einige Empfehlungen, die berücksichtigt werden sollten und den Patientinnen in Form einer Übersicht mitgegeben werden können:

Calciumversorgung Um den Knochenaufbau ihres Kindes und den Erhalt ihrer eigenen Knochen zu sichern, sollten Schwangere und Stillende täglich 1000-1200 mg Calcium aufnehmen. An dieser Stelle können Sie direkt auf die o.g. geeigneten Calciumquellen hinweisen.

Vitamin D Hilft dem Körper, Calcium aufzunehmen und zu verwerten. Daher sollten Schwangere und Stillende für genug Vitamin D sorgen. Dieses kann durch Sonnenlicht (Achtung: UV-Strahlung) und bestimmte Lebensmittel, wie z.B. fetten Fisch oder Eier, aufgenommen werden. Empfohlen werden 20 µg Vitamin D pro Tag, was 800 internationalen Einheiten entspricht.

Häufig bewegen Regelmäßige körperliche Aktivität hilft, die Knochengesundheit zu erhalten, da sie den Knochenstoffwechsel anregt und die Knochen festigt. Während der Schwangerschaft sollten Frauen jedoch auf zu intensive, riskante oder belastende Sportarten verzichten. Geeignete Sportarten sind z.B. Schwimmen, Yoga oder Pilates.

Gewicht im Blick Zu viel oder zu wenig Gewicht kann auch die Knochen belasten oder schwächen. Daher sollten Schwangere weder extreme Diäten durchführen noch zu viel Gewicht zulegen. Am besten achten sie darauf, nur in dem Maße zuzunehmen, wie es dem Status der Schwangerschaft entspricht.

Rauchen vermeiden Rauchen kann neben anderen schwerwiegenden Folgen für das Kind auch eine Störung des Knochenstoffwechsels der Mutter zur Folge haben und das Risiko für Osteoporose erhöhen. Schwangere sollten daher auch im eigenen Interesse nicht rauchen.

Alkoholkonsum reduzieren Alkohol kann nicht nur die geistige und körperliche Entwicklung des Fötus, sondern auch die Knochendichte der Mutter negativ beeinflussen. Es gilt dasselbe wie für das Rauchen.

Ausreichend Schlaf Schlaf ist wichtig für das allgemeine Wohlbefinden der Schwangeren und auch für ihre Knochengesundheit. Denn während des Schlafs produziert der Körper Hormone, die den Knochenstoffwechsel regulieren.

Regelmäßige Kontrollen Wiederholte gynäkologische Untersuchungen können helfen, eventuelle Veränderungen im Knochenstoffwechsel frühzeitig zu erkennen und entsprechend zu behandeln.

Fazit

Sowohl während der Schwangerschaft als auch in der folgenden Stillzeit besteht im Körper der Mutter ein erhöhter Calciumbedarf. Wird dieser nicht ausreichend gedeckt, verringert sich auf lange Sicht die Knochendichte, und der Grundstein für die Entwicklung einer Osteoporose kann gelegt sein. Es ist daher in der Zusammenarbeit mit Schwangeren äußerst wichtig, diese hinsichtlich ihrer Calciumzufuhr zu sensibilisieren, auch nach der Geburt, um einer langfristigen Knochengesundheit Rechnung zu tragen. Calcium muss nicht zwingend über Nahrungsergänzungsmittel zugeführt werden, eine Vielzahl an calciumreichen Lebensmitteln oder Heilwässer können den Bedarf ebenso decken. Daneben sollte auch eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D berücksichtigt werden. So wird nicht nur das Ungeborene optimal mit Calcium versorgt, sondern auch die Mutter.

Literatur

[1] Kovacs CS: Maternal Mineral and Bone Metabolism During Pregnancy, Lactation, and Post-Weaning Recovery. Physiological Reviews, 2016 Apr;96(2):449-547.
[2] O‘Brien EC, Geraghty AA, Kilbane MT, McKenna MJ, McAuliffe FM: Bone resorption and dietary calcium in pregnancy-a window to future maternal bone health. Osteoporos Int. 2021 Sep;32(9):1803-1814

Corinna Dürr
Dipl.-Oecotrophologin

corinna.duerr@heilwasser.com

Foto: © dalaprod I adobe.stock.com

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